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"Der Wechsel nach dem Wechsel" - Gestalten nicht verwalten
„Der Wechsel nach dem Wechsel“

In den letzten 2-3 Jahren verspüren wir am Markt einen zunehmenden Trend, der bei mir und sicherlich auch bei vielen Unternehmen einige Gedanken aufwirft. Viele Arbeitnehmer/innen (in Folge zur Vereinfachung „Mitarbeiter“ genannt) sind bereits nach kurzer Zeit beim neuen Unternehmen und der neuen Aufgabe gedanklich bereits wieder am Suchen nach neuen Jobs und Firmen, folglich irgendwie unzufrieden mit der neuen Situation.
Laut einer aktuellen XING-Studie haben im letzten Jahr rund 50% aller, die einen neuen Job angetreten haben, in der Probezeit, bzw. innerhalb eines Jahres diesen bereits wieder verlassen. In unserem Falle (Personalberatung) liegt diese Zahl zwar deutlich geringer, aber ist dennoch im Trend spürbar.
Letztlich ist dies für keinen der Beteiligten gut. Unternehmen erleiden dadurch wirtschaftliche massive Nachteile:
- Finanzieller Aufwand, bis ein neuer Mitarbeiter effektiv wird
- Eventueller Umsatzverlust (im Vertrieb), wenn der neue Mitarbeiter genau in der Phase wieder geht
- Zusatzkosten für Recruiting und Onboarding eines dann wieder neuen Mitarbeiters
Wer diese real und ehrlich beziffert, wird schnell merken, was das bedeutet.
Zusätzlich kann dies aber auch einen Image-Schaden mit sich bringen, wenn man Kunden (Neu oder Bestand) erklärt, dass sehr schnell wieder ein neues Gesicht auftauchen wird.
Aber auch an dem Mitarbeiter wird ein kleiner Makel hängen bleiben. Warum wieder weg? Keine Kontinuität? Schnelllebig? Nicht richtig nachgedacht?
An dieser Stelle schon mal zusammenfassend ist dieser Trend für keinen positiv / hilfreich. Man sollte deshalb auf beiden Seiten (Unternehmen wie Mitarbeiter) im Vorfeld wesentlich mehr Augenmerk darauflegen, was der Wechsel / die Einstellung mit sich bringt.
Was sind aber denn nun die Gründe? Warum diese schnellen Wechsel? Woran liegt das? Respektive was kann man dagegen machen?
Es gibt definitiv keinen EINEN Punkt, der dies verursacht. Die Gründe sind sehr verschieden und liegen vielleicht auch etwas in der Denkweise der aktuellen Gesellschaft verankert. Wir werden dies nicht radikal und grundlegend verändern, wir können aber versuchen vor dieser „Ehe“ zwischen Mitarbeiter und Unternehmen genauer, gründlicher und realistischer darauf zu achten, ob die beiden Partner passen. Typus, Aufgabe, Ziele und Kultur, alles muss passen.
Wir haben dazu einige betroffene „Mitarbeiter“, wie auch Ansprechpartner bei Kunden gesprochen und versucht ihre Gründe für vorzeitige Trennungen zu verstehen. Namen und Firmen, wie auch detaillierte Schilderungen sind dazu natürlich vertraulich. Ansonsten wären die meisten dazu nicht bereit gewesen. Alle „Mitarbeiter“ sind in gehobenen fachlichen und kaufmännischen Bereichen tätig.
Wenn man die Informationen und auch Feedbacks zusammenfasst kommt man auf Grundthemen, die – wenn man es so annimmt – möglicherweise den Schlüssel für ein besseres und langfristig orientiertes Hiring mit sich bringen können.
3 der wichtigsten Faktoren bei Unternehmen:
- Zwischen den Schilderungen und auch Darstellungen zu dem Job (Inhalt wie Ausgestaltung) und den dann tatsächlichen Aufgaben und Bedingungen gibt es oft doch einige größere Kluften. Speziell für Vertrieb kann sich dies schnell auch finanziell nachteilig zeigen. Variable Gehaltsbestandteile sind nun mal abhängig von Zielen und deren Erreichbarkeit.
- Aber auch das Thema Arbeitsumfeld und „Klima“ sind sehr oft genannte Gründe des schnellen 2. Wechsels. Da der Markt viel hergibt akzeptiert man keine „schlechten Gefühle“.
- Vielfach gibt es „2 Gruppen“. Die eine, die den Mitarbeiter an Bord holt (ich nenne sie mal den Show-Teil) und dann die, die die Realität der Einarbeitung (modern: Onboarding) übernimmt. (oft eher – gefühlt – ein notwendiges Übel).
3 der wichtigsten Faktoren bei Kandidaten:
- Ein Wechsel muss her – Neues muss kommen / man fühlt sich gebremst oder auch ev. nicht (mehr) richtig wertgeschätzt. Da verschließt man doch manchmal etwas die Augen und sucht/findet in den neuen Positionen und Aufgaben „nur das Gute“.
- Finanzielle Verbesserung. Man sieht, aber ignoriert auch öfters den Preis dafür.
- Fehlende Bindung an Unternehmen. Wir spüren heute eine deutliche Verringerung der emotionalen Bindung von Mitarbeitern an ihr Unternehmen. Wer diese emotionale Bindung nicht aufbaut, kann dies auch nicht als Entscheidungsfaktor für ein Bleiben mit einbeziehen. Damit kommen dann die Punkte Geld/andere Leistungen etc. stärker in den Vordergrund.
Entscheidung steht an: Fakten: Done!
Wir haben tatsächlich in den vergangenen Jahren (ja, Pandemie und Trend Home-Office spielen da eine große Rolle) Arbeitnehmer kennengelernt, die ein halbes Jahr oder mehr bei einem Unternehmen waren, ohne auch nur 1-mal Firma oder auch Kollegen, sogar in einem Fall Vorgesetzte, persönlich kennengelernt zu haben.
Bitte nicht wundern, wenn Menschen sich da nicht wohlfühlen. (Persönliche Anmerkung des Autors)
Es gibt sicherlich noch viel mehr an Punkten, aber die jeweils 3 Punkte sind die meist Genannten gewesen.
Wir können hier nur an alle in diesem Spiel appellieren. Wir alle verbringen einen wesentlichen Teil unserer „wachen“ Zeit mit unserem Job. Diese Zeit ist kostbar und der Job soll nicht nur eine leidvolle Notwendigkeit sein. Es muss neben dem Basisthema „Leben“ auch Spaß, Freude am Umgang mit Kollegen und Kunden und somit ein positiver Teil unseres Lebens sein.
Wir müssen alle Schritte bei einem Wechsel, bei einer neuen Aufgabe mit dem 360 Grad Blickwinkel vorbereiten und auch umsetzen. Nur dann werden wir auf beiden Seiten glücklich und zufrieden sein und diese Schnelligkeit, Dinge sofort wieder zu verändern, wieder auf normale Maße bringen.
Als Personalberatung versuchen wir das alles so weit wie möglich in Einklang zu bringen. Letztlich geht aber nur gemeinsam.
Roland Netter
Geschäftsführer GKM Personalberatung GmbH